Gay Guide Belarus

Trotz Legalisierung der Homosexualität im Jahr 1994 grassieren in Weißrussland Schwulenfeindlichkeit, Verdächtigungen und Vorurteile. Eine vom Institut für strategischen Studien veröffentlichte Studie Anfang 2010 ergab, dass 62% der Weißrussen glauben, Homosexuelle gehörten strafrechtlich verfolgt. Nur wenige haben den Mut, zu ihrer sexuellen Orientierung öffentlich zu stehen. Während es in der Hauptstadt Minsk einfacher ist, sich zu outen, leiden Schwule und Lesben in kleinen Städten und ländlichen Gegenden besonders unter der Diskriminierung durch die Bevölkerung. Schwulenfeindliche Äußerungen von Präsident Lukaschenko 2004, 2010 und 2011 zeigten deutlich, dass diese Einstellung bis in die höchsten Regierungskreise reicht. Im Dezember 2010 erklärte Lukaschenko bei einem öffentlichen Auftritt, dass es keine sexuellen Minderheiten in Weißrussland gebe. Am 19. Februar 2011 sprach er gegenüber den Medien davon, dass er Homosexualität verachte. Zwischen Oktober 2004 und August 2006 sind drei ausländische Diplomaten aufgrund ihrer sexuellen Orientierung des Landes verwiesen worden. Die aktuelle Gesetzeslage bietet Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden, keinen Schutz. Die Polizei weigert sich, gewalttätige Übergriffe auf Angehörige sexueller Minderheiten zu registrieren und nimmt bei von Schwulenfeindlichkeit motivierten Verbrechen keine Ermittlungen auf. Sie führt außerdem ohne jeden Anlass Einsätze in von Schwulen frequentierten Bars und Gegenden durch. Da die weißrussischen LGBT-Organisationen nie staatlich anerkannt worden sind, ist ihre Arbeit ungesetzlich. Ihre Mitglieder werden häufig zur Zielscheibe von Hassverbrechen. Die schwammige Formulierung der Änderungen des Strafgesetzbuches (Dezember 2005) gibt den Obrigkeiten weit reichende Ermessensbefugnisse, die Aktivitäten von Schwulenorganisationen als gesetzeswidrige Versuche der Schädigung oder Diskreditierung des weißrussischen Staates zu brandmarken.